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Thema: Kurzgeschichten by Fiore Mo Jul 18, 2011 6:36 am
Jah, ich schreibe wahnsinnig gerne Kurzgeschichten. Hier könnt ihr mal ein paar Exemplae davon lesen! Achtung: manche sind recht brutal! [Okay, eigentlich nur BLindness xDD]
Blindness
Spoiler:
Es war mitten im Unterricht, gerade erklärte uns unsere Biologielehrerin aus welchen Bestandteilen die DNA eines Menschen bestand, als plötzlich die Tür aufging und ein muskulöser, blondhaariger Junge hereintrat und ziemlich schüchtern uns alle anlächelten. Sofort war die Aufmerksamkeit aller geweckt und nachdem unsere Lehrerin, voller Freude über die gewonnene Aufmerksamkeit, den Jungen als Chris Brown vorstellte, setzte er sich direkt neben mich, Anne Baylin. Provozierend blickte ich ihn an, direkt in seine blauen, doch so unschuldigen Augen und lächelte siegreich, als er sich schüchtern umdrehte und die Aufmerksamkeit auf den Unterricht wendete. Nur wenig später, gerade eröffnete uns die erlösende Klingel den Weg in die Freiheit, auch bekannt als Schulflur, rempelte mich doch tatsächlich der neue an und grinste vorsichtig. „Hey, ich bin – Das weiß ich auch schon!“ entgegnete ich bissig, ging in Richtung meines Spindes und holte die Bücher für die nächste Stunde. Als ich mich wieder umdrehte, stand der Neue immer noch da und wirkte etwas zerknirscht. „Hast du vergessen wer du bist, oder was?“ knurrte ich und lachte innerlich herzlich über die Dummheit dieses Jungen. Wie sehr genoss ich es doch, mit solchen Typen wie ihm zu spielen! Es war einfach wunderbar zu sehen, wie sie schließlich um Hilfe flehten, um Gnade bettelten und wenn dann alles vorbei war, folgte die Wut… Das alles liebte ich und es war mein größtes Geheimnis. „Ähm.. ich wollte fragen wie du heißt... und hättest du vielleicht heute Mittag Zeit? Wir könnten ins Kino gehen… Natürlich nur wenn du willst!“ fragte Chris und spielte nervös mit einer seiner blonden Haarsträhnen. Einen Moment, indem ich Chris noch einmal genau betrachtete und bewundernd seine Muskeln bemerkte, überlegte ich, nannte schnell meinen Namen und stimmte schließlich zu. Schaden konnte es jedenfalls nicht! Mit einem siegreichen Lächeln lief ich zurück ins Klassenzimmer und lies mich wieder auf meinen Stuhl nieder. Den Unterricht bekam ich nicht mit, ich war die ganze Zeit beschäftigt zu malen. Ich hatte schon früh angefangen zu malen, schon als ich gerade einmal 4 Jahre zählte, hatte ich Malunterricht bekommen, das einzige was mir meine Eltern so richtig gönnten, und seitdem verbesserte ich mich immer mehr. Gerade skizzierte ich die Umrisse unserer Lehrerin, was nicht gerade einfach war, da sie immer wie ein eingesperrtes Tier hin und her tigerte und ständig ihren strengen Blick auf uns richtete. Drohend und dennoch mit einem Tropfen Fürsorglichkeit. Schon immer war ich eine gute Menschenkennerin und erkannte schon von weitem ob jemand nett war, Humor verstand oder gar zur Verzweiflung neigte. Da war immer dieses Glitzern in den Augen, das alle Gefühle verriet und die Menschen doch so verwundbar machte. Nachdem die Stunde fertig war, blieb ich wie immer noch in der Cafeteria und zeichnete ein bisschen. Mittlerweile war das Bild meiner Lehrerin fertig und betrachtete es forschend. Ich hatte sie im Halbprofil gezeichnet und ihre Strenge durch ein Jackett zur Geltung gebracht, während ihre Haare offen über ihre Haare fielen und sie leicht verspielt ließen. Zufrieden betrachtete ich meine eigenen, lockigen roten Haare betrachtete und zwirbelte sie immer wieder um meine Finger. Das machte ich oft, wenn ich nachdenken musste, so wie jetzt. Eigentlich gab es immer irgendwas zu bedenken, heute war es Chris. Mit seinen blonden Haaren wirkte er zwar unscheinbar, aber dies machten seine blauen Augen eindeutig wett. Noch nie hatte ich jemanden wie ihn getroffen. Nicht nur vom Aussehen unterschied er sich von den Jungs, die ich bisher getroffen hatte, nein, auch sein Charakter entsprach eher einem ruhigen Bach, als einem reißenden Fluss. Schließlich stand ich auf und machte mich auf dem Weg zum Kino, wo ich nur wenige Minuten später ankam und geduldig auf Chris wartete. Genau wie heute Morgen, trug er einfache Jeans und ein kurzes T-Shirt, welches durch den leichten Nieselregen etwas nass war. Seine blonden Haare fielen ihm auf die Stirn, was ihm einen leicht ernsten Hauch gab. Wir suchten uns einen Action Film raus, da ich nicht auf Schnulzen und Chris nicht besonders auf Gruselfilme stand, und setzten uns mit einer riesen Schüssel Popcorn in die letzte Reihe. Für einen Freitagnachmittag war das Kino erstaunlich leer und außer uns beiden und vier Teenagern war niemand zu sehen. Zugegeben, der Film war nicht schlecht, aber ganz mein Typ war er doch nicht und so gingen wir beide schließlich, nicht gerade mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Kino und sahen und unentschlossen an. „Hm… Also dann, ich muss jetzt los! War echt toll heute!“ murmelte ich und wand mich zum Gehen, als mich Chris‘ raue Stimme inne halten ließ. „Wie wär’s, wenn wir uns morgen vorm Kino noch treffen?“ Wieder stimmte ich zu und machte mich mit gemächlichen Schritten auf zu mir nach Hause, einem nicht gerade großen, aber auch nicht kleinen rotgestrichenem Haus, mit braunen Ziegeln und einem kleinen Garten. Mein Vater, ein wohlhabender Arzt, war wie immer nicht da und nur meine Mutter stand einsam in der Küche und schnippelte ein paar Tomaten für Salat. „Hey Mum!“ begrüßte ich sie mit leise Stimme und warf meine Tasche in die nächste freie Ecke, um gleich darauf in meinem Zimmer zu verschwinden und mich auf mein Bett zu werfen. Mein Zimmer hatte rote Wände, auf denen ich einmal mit Wasserfarbe ein Blumenmeer gemalt hatte und ein blutroter Teppich schmückte meinen Eichenparkettboden. In einer Ecke stand mein Schreibtisch, auf dem eine ganze Schachtel mit Bleistiften und Zeichenmaterial stand, rechts war dann noch mein kleines Bücherregal mit den ganzen Krimis, die ich mittlerweile schon halber auswendig kannte. Das Zentrum meines Zimmers war mein Himmelbett, ebenfalls aus Eichenholz und heute einer roten Tagesdecke. Hier lag ich meisten, blickte zur Decke und dachte einfach nur nach oder zeichnete darauf los. Deswegen lag auch eigentlich immer ein kleiner Skizzenblock auf der Zudecke und Bleistifte hatte ich immer in der Tasche. So Packte ich jetzt meinen HB-Bleistift und begann einfach vor mich hin zu malen. Schon bald hatte ich das Bild einer wunderschönen Rosen mit vollen Blütenblättern und Wassertropfen in meinen Händen, so genau, dass ich meine Hand ausstrecken hätte können und sie wirklich in der Hand halten würde. Chris… Er war heute wirklich nett gewesen, anders wie die meisten, die oft kein Blatt vor den Mund nahmen und keinen Acht auf ihre Wörter nahmen. Das hatte mich immer gestört. Und schon seit ich klein war, wollte ich die Welt von solchen Leuten befreien, wollte die Welt reinigen! Aber Chris. Mit ihm würde ich zu gerne bis in alle Ewigkeit zusammen sein. Immer wenn er da war, verspürte ich ein leichtes Zittern, das bei jeder Berührung von ihm, bei jedem Lächeln und bei jedem Wort wuchs und mich aufseufzen ließ. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und Dunkelheit erfüllte mein Zimmer, einzig und allein durch den Türspalt schien noch Licht und draußen in der Küche vernahm ich Stimmen. Doch all dies hinderte mich nicht daran einzuschlafen und fröhlich und vor allem friedlich vor mir hin zu schlummern.
Am nächsten Morgen weckten mich die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne und auch die wütenden Stimmen meiner Eltern, die sich vermutlich wieder gestritten hatten. „Jetzt reicht es mir endgültig!“ hörte ich die tiefe Stimme meines Vaters und spürte wie der Boden unter dem Knall der zugeschlagenen Tür erzitterte. Müde stand ich auf, zog mir ein kurzes Sommerkleid, welches ein schönes Blumenmuster hatte, an und bändigte erst einmal meine Haare. Nachdem ich mich dann noch ein bisschen geschminkt hatte und meine blauen Chucks angezogen hatten, rannte ich fröhlich grinsend aus dem Haus, Richtung Kino, wo ja schließlich meine Verabredung mit Chris stattfinden würde. Es war ein leicht verregneter Tag und so waren meine Haare, als ich am Kino ankam, klitschnass und auch meine Kleidung war völlig durchnässt. Doch dies störte mich eigentlich nur wenig, denn ich genoss den Regen, wobei ich ihn lieber wie die Engländer „Flüssiger Sonnenschein“ nannte. Da meine Verabredung, also Chris, noch nicht da war, beschloss ich noch schnell etwas zu essen zu kaufen, da ich heute Morgen nun wirklich keine Lust hatte meiner Mutter zu begegnen, wie sie dasaß und heulte. Hungrig kaufte ich mir eine Currywurst und verdrückte diese innerhalb nur 2 Minuten, was schon beinahe ein neuer Rekord war. Gerade wollte ich schon wütend weglaufen, da hörte ich hinter mir eine Stimme: „Anne!“ Langsam drehte ich mich um, bereits mit einem Lächeln auf dem Mund und entdeckte Chris wie er in seinen klitschnassen Jeans, seinem locker anliegendem Hemd und dem blauen Regenschirm in der Hand auf mich zu rannte und völlig außer Atem war. „Sorry, dass ich zu spät komme. Es war einfach ein mega Stau bei uns!“ erklärte er hechelnd wie ein Hund und hielt schützend den Schirm über mich. Schließlich, nachdem er sich endlich erholt hatte, gingen wir gemeinsam in den nächstens Park und breiteten dort eine von ihm mitgebrachte Picknickdecke auf dem nassen Rasen aus. Vorsichtig setzte ich mich hin und betrachtete unsere Umgebung. Wir befanden uns in einem recht großen Park mit sehr großen Eichen, an denen immer wieder einige Eichhörnchen rauf und runterhuschten. Hier und da rannten ein paar Hunde herum und balgten miteinander, doch insgesamt waren nur sehr wenige Menschen um uns herum. Nur wenige Sekunden später verzückte mich Chris, indem er vorsichtig seinen Rucksack öffnete und ein paar Trauben herausholte. Schon immer mochte ich diese tollen Früchte, da sie einfach total fruchtig und zugleich noch grün – meine Lieblingsfarbe – waren. Gierig stürzte ich mich gleich auf das Obst, ganz zur Verwunderung von Chris. „Sag mal, seit wann bist du denn so offen und nett?“ fragte er halb scherzhaft, halb ernst und betrachtete mich eingehend. „Nun ja,“ begann ich und lächelte ihn charmant an „es gibt halt eben kleine Wunder auf der Welt!“ Insgesamt war es ein sehr schöner Vormittag, zwar saßen wir die meiste Zeit nur herum und redeten, doch dank seiner unglaublichen Geschichten brachte mich Chris immer wieder zum Lachen. Es war wirklich interessant, was Chris schon auf seinen anderen 4 Schulen erlebt hatte. Schließlich starrte er mir ziemlich eindringlich in die Augen und seufzte kurz. „Anne, ich hab dich wirklich gern, weißt du. Du bist nicht so wie andere Mädchen, die ich bisher kannte!“ flüsterte er und kam ein bisschen zu mir. Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte, wendete leicht beschämt meinen Kopf weg, doch schließlich blickte auch ich ihn an und lächelte scheu wie ein junges Reh. „Du bist auch nicht so wie die anderen Jungs die ich kenne.“ Auch meine Stimme war nur noch ein leises Flüstern und vorsichtig kam ich ihm näher. Beide starrten wir uns zwar schüchtern doch auch leidenschaftlich in die Augen und wir beugten uns immer mehr zu dem anderen. Bis unsere Lippen sich schließlich berührten. Natürlich hatte ich schon andere Küsse erlebt, doch dieser war so weltergreifend, er war ganz anders als alle andere. Keine Lust steckte in ihm, doch gerade dies machte es so angenehmen, auch kein Drang oder ein Zwang war zu spüren, einfach nur das Verschmelzen dieser beiden Körper durch einen einzigen Kuss. Unbewusst hatte ich die Augen geschlossen, sodass ich sie wieder öffnen musste als wir uns nach einer unglaublich langen Ewigkeit voneinander gelöst hatten. Einen Moment lang starrten wir uns einfach nur an, dann wendete Chris peinlich berührt seinen Kopf weg. Verwundert blickte ich zu ihm und fragte mich was in seinem schönen Kopf wohl umherschwirren möge. Ja, er mochte mich wirklich, aber warum ausgerechnet war ihm dieser Kuss peinlich? „Es muss dir nicht peinlich sein!“ murmelte ich und hob vorsichtig sein Kinn mit meinen Fingern ein bisschen hoch, damit er mich anschauen konnte. Dennoch drehte Chris sein Kinn wieder weg und stand hektisch auf. „Ich muss jetzt gehen!“ murmelte er und wollte schon gerade wegrennen, als ich ihn am Arm packte und zurück hielt. „Kommst du heute Abend zu mir?“ fragte ich ihn und ging Augen zwinkernd weg. Zwar wusste Chris meine Adresse nicht, doch bislang hatte doch schon jeder Junge den ich mochte meine Adresse herausgefunden, warum also nicht auch Chris? Kaum zu Hause angekommen richtete ich alles für heute Abend. Glücklicher weise waren meine Eltern nicht da, denn solche Sachen waren immer nicht gerade geeignet. Heute würde für uns beide die Ewigkeit beginnen. Chris war anders, er war der Richtige, mit ihm würde ich zusammen leben bis in die Ewigkeit! Und heute Abend würde diese Ewigkeit beginnen. Schnell saugte ich mein Zimmer, räumte alles auf und ging schließlich noch schnell in die Küche, wo ich schnell noch alle Messer kontrollierte. Nur wenige Minuten später, ich hatte für die ganze Prozedur 3 Stunden gebraucht, klingelte es bereits und ich ließ einen offensichtlich nervösen Chris in unser Haus. Nachdem ich ihm mein Zimmer und die anderen Zimmer gezeigt hatten, gingen wir zu mir und redeten ein bisschen. „Was ist für dich die Ewigkeit?“ fragte ich und lächelte bereits im Blutrausch. Meine Finger konnten sich nicht mehr zurückhalten, wollten es endlich tun, dennoch kontrollierte ich mich und blickte in sein verwundertes Gesicht. Natürlich hatte er nicht mit so einer Frage gerechnet. Interessiert beobachtete ich wie er mit dieser Frage umging, wie er leicht nervös an seinen Haaren rumspielte und offensichtlich überlegte ob er sich hinsetzten sollte, wie er sich schließlich gespielt lässig gegen die Wand lehnte und das ganze Zimmer nach einer Fluchtmöglichkeit absuchte. So Naiv. „Die Ewigkeit… Hätte ich mir doch denken können, dass du dich für so etwas interessiert!“ meinte er und lachte sichtlich nervös, wobei sein Lachen sich eher wie ein Brummen anhörte. „Nunja.. In der Ewigkeit gibt es keinen Schmerz mehr, alles ist wunderschön, du verspürst ein unglaubliches Glücksgefühl und man ist für immer mit seinen Liebsten zusammen.“ Seine Stimme hörte sich auf einmal verträumt an und seine Augen bekamen eine Leere, sodass ich mich beinahe in ihnen verlor. Aber eben nur beinahe. Eine Weile redeten wir einfach aneinander vorbei. Er erzählte mir von seinen alten Schulen, ich zeigte ihm ein paar meiner Gemälde und so verflog die Zeit wie im Fluge. Um Mitternacht sollte es geschehen. Mitternacht, eine Zeit die so magisch ist, wie die Zeit selbst. Um Mitternacht geschahen Dinge, die keiner verstehen konnte, warum sonst würde Mitternacht auch „Geisterstunde“ heißen? Doch zudem war Mitternacht eine Zeit, in denen die meisten Leute in London schliefen und vor allem unsere Nachbarn. Also würden wir ungestört sein. ENDLICH! Schließlich, gerade läutete es 11 Uhr nachts, bereitete ich schnell alles vor und richtete das Messer, welches ich extra für Chris poliert hatte. Endlich war es Mitternacht und mit einem verschwörerischen Lächeln befahl ich Chris, einen Moment zu warten. Mit großen Schritten ging ich in die Küche, holte das Messer und betrachtete es vorsichtig. Die Klinge war so scharf, dass ich selbst beim Schleifen des glänzenden Stoffes, meinen Finger abgeschnitten hätte. Vorsichtig drückte ich meinen Finger gegen die Klinge, sodass aus meinen Finger bereits Blut herausquoll. Betrunken von diesem sowohl schmerzvollen als auch wunderbaren Gefühl, legte ich meinen Kopf in den Nacken und lachte einmal leise und mysteriös in mich hinein. Doch leider musste ich dies jetzt zu Ende bringen. Deshalb drehte ich mich um, ging in mein Zimmer und lächelte Chris verschwörerisch an. „Chris…“ flüsterte ich und versteckte das Messer hinter meinem Rücken, bevor ich aus dem Schatten der Tür hervortrat. Er war offensichtlich recht neugierig, was ich da geholt hatte und in seinen Augen konnte man offensichtliche Gier entdecken. Warum ausgerechnet dachten die Jungen, die ich mochte, immer nur an das eine? Doch alle hatten es spätesten dann kapiert, wenn das Messer sich in ihrem Körper befand. Langsam trat ich einen Schritt nach vorne, wiegte das Messer hinter meinem Rücken in der Hand und betrachtete aus dem Augenwinkel die Dunkelheit vor meinem Fenster. Als ich noch kleiner war hatte ich immer Angst vor der Dunkelheit und mein Vater musste immer drei Mal nachgucken, ob auch kein Einbrecher oder gar ein Monster vor dem Fenster saß und darauf wartete mich auf zu essen. Das war einfach die kindliche Fantasie gewesen, doch wer hätte gedacht, dass heute die Dunkelheit mein größter Freund, ja sogar mein Partner war? „Anne…“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und vorsichtig beugte er sich nach vorne, die Augen voller Gier nach meinen Lippen. Doch dazu würde es nicht kommen! Ein Kuss würde ihm schon reichen, so dachte ich zumindest. Vorsichtig umarmte Chris mich und dabei zückte ich das Messer hervor. Blitzschnell stach ich es ihm in den Rücken und beobachtete zufrieden, wie das Blut seinen Rücken hinunter quoll. „Wir treffen uns in der Ewigkeit!“ flüsterte ich ihm zu, bevor ich ihn vorsichtig auf den Boden gleiten lies. Seine Augen waren starr vor Schreck, doch konnte ich eine Spur Enttäuschung in ihnen entdecken. Schließlich legte ich mich neben Chris‘ leblose Leiche, sah ihm noch einmal kur in die Augen und schnitt mir mit dem Messer die Halsschlagader durch. Nun würden wir für immer zusammen sein. Zusammen in der Ewigkeit.
Eine Kleine Information: Für eine Kurzgeschichte brauche ich, je nach Länge und je nach Thema, zwei bis drei Wochen, einfach weil manchmal das Thema nicht soooo toll ist und ich öfters hänge!^^ Ich freue mich auf Kritiken, Rechtschreibfehler dienen der Allgemeinen Belustigung!
Gast Gast
Thema: Re: Kurzgeschichten by Fiore Mo Jul 18, 2011 7:39 am
Wow, das Ende is mies O.o Aber es ist sehr gut geschrieben und man glaubt immer, es ist was anderes ;D Is echt cool, aber einen einzigen Kritikpunkt hab ich: Chris hat sie irgendwie sofort gemocht und gleich nach einem Date grfragt, das hättest du noch ein wenig ausbauen können, also weißt schon was ich meine XDDD Aber sonst find ich dir Geschichte ech geil. Lob an Sonneh <3
Fiore Lehrer
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Thema: Re: Kurzgeschichten by Fiore Di Jul 19, 2011 1:39 am
So.. hier ist auch schon meine 2., etwas ältere Kurzgeschichte. Manche kennen sie bereits. Sie heißt Joker und naja.. ich liebe die Geschichte einfach!
Joker
Spoiler:
Langsam rannte ich weiter den Gehweg entlang und betrachtete mit meinen blauen runden Augen den grauen Gehweg. Es war kalt, deswegen kuschelte ich mich noch mehr in meinen schwarzen Rollkragenpulli, der meine leicht rosanen Lippen verdeckte, und zog meine graue Lederjacke enger um meinen dünnen Körper. Meine dunkelbraunen Haare, die schon fast ins Grauschwarz übergingen und mit einer blonden Strähne verschönert waren, hatte ich mit einem weißem Gummi nach hinten gebunden, sodass man mein eckiges Gesicht mit der Stupsnase und den roten Bäckchen, auf denen noch immer die Ohrfeige meines Vaters brannte, sah. Um mich herum blieben manche Passanten der morgendlichen Straßen stehen und betrachteten mich kopfschüttelnd, vor allem die älteren. Natürlich. Ich sah sehr… schlimm aus. Vor allem meine rechte Hand, die mit Blut bespritzt war, erregte die Aufmerksamkeit vieler. Zitternd verbarg ich sie in meiner Jackentasche und begann mit meinen iPod Kopfhörern herumzuspielen. Doch das half auch nicht gegen meine Nervosität. Ich hörte schon ihr leise, piepsiges Lachen in meinen Ohren und stopfte mir verzweifelt die Kopfhörer in die Ohren. Nicht jetzt. Nein! Ich wollte jetzt Ruhe. Ich wollte sie nicht schon wieder hören, schon wieder geärgert werden. Wahllos schaltete ich meinen iPod an und wählte irgendein Lied, in der Hoffnung nicht die Miley Cyrus Sammlung meiner Schwester getroffen zu haben. „Vielleicht haben wir uns überschätz… Gehofft, dass aus den Differenzen Liebe wächst…“ ertönten die ersten Takte des Liedes Bis zum Schluss und ich stellte zufrieden die Lautstärker höher. So etwas passte momentan. So etwas trauriges, denn so fühlte ich mich ja jetzt auch. Über mir bildeten sich langsam, aber sicher, schwarze Wolken, die wahrscheinlich ein Gewitter verkündeten. Schnell beschleunigte ich meine Schritte und blickte mit starrem Blick auf mein Ziel. Den Schulhof. Dort standen bereits verschiedene Cliquen verteilt und redeten miteinander. Manche plauderten über Bücher, andere über Musik oder Sport. Doch DIESE eine Gruppe… sie plauderte über mich. Es waren drei Stück, alle sehr tussig und modebewusst angezogen, mit niegelnagel neuen Chucks an den Füßen und Zentner weiße Schminke im Gesicht. Alina, Melina und Nina. Die drei Bestimmerinnen an unserer Schule und nebenbei auch die Oberzicken. Kaum betrat ich den Schulhof, schon steuerten sie auf mich zu und betrachteten mit Missachtung meine Klamotten. Natürlich gefielen sie ihnen nichts. Ich liebte Schwarz, sie Pink und sonstiges. „Wer ist denn da?“ „Ist das nicht diese komische Goth?“ „Ja! Wir haben eine kleine Mutprobe für dich. Du weißt doch was das letzte Mal passiert ist. Du hast dich nicht getraut und alle haben dich ausgelacht! Willst du, dass das noch einmal passiert?“ fragten ihre spöttischen Stimmen. „Los, Lauf!“ schrie eine Stimme in mir, doch ich war wie festgenagelt und starrte schweigend auf die drei. Ich würde es machen. Nie mehr würde ich so etwas wie damals erleben wollen… Es war zu schrecklich gewesen. Ich hielt den Atem an, so gespenstisch war die Stimmung um uns herum. Mittlerweile hatte die Schulglocke geläutet und sämtliche Schüler waren wieder, brav und ordnungsgemäß, in den Unterricht gegangen. Nur noch der Hausmeister, der leise summend die Herbstblätter zusammenfegte, stand noch außer uns auf dem Schulhof. „Du kennst doch den alten Bahnübergang, an dem vor einem Jahr diese Hilda gestorben ist?!“ meinte Alina mit tiefer, gefühlsloser Stimme und starrte mich eingehend mit ihren tiefgrünen Augen an. Ein Zucken durchfuhr mich und ängstlich packte ich mit meinen dünnen, zarten Händen meine Schultern. Immer noch floss Blut aus einer Wunde am rechten Arm. Mein Vater hatte mich dort mit einem Messer bedroht. Wie schon so oft. Mein Vater. Er ist seelisch krank. Doch bisher ist dies niemand aufgefallen. Ich muss immer perfekt in der Schule sein, was ich aber nicht schaffe, sonst werde ich gehauen oder sogar mit einem Messer gedroht. Schnell schluckte ich die salzigen Tränen, die mir mittlerweile schon fast die geröteten Wangen hinunterflossen. Der Hildaweg. Es stimmte alles was Alina gesagt hatte. Vor einem Jahr war die sechs Jahre alte Hilda an dem Bahnübergang von einem Zug überfahren worden. Hilda trug keine Schuld. Aber den Zugfahrer. Seitdem mieden alle die Stelle und nur noch ein einzelnes Eichenkreuz erinnerte an die Stelle, an der seitdem noch viel mehr Züge fuhren. „Du musst darüber laufen! Und zwar jetzt auf der Stelle!“ ertönte abermals Nina Stimme und wie schon bei Alina zuckte ich zusammen. Die Aufgabe hörte sich leicht an. Zu leicht! Da war doch irgendwo ein Hacken. Doch ich erkannte ihn nicht. Langsam nickte ich mit geschlossenen Augen und so machten wir vier uns auf den Weg Richtung Hildaweg. Keine zehn Minuten später waren wir da. Unkraut wuchs überall, überhaupt sah alles sehr verwildert aus, und einzig und allein ein Apfelbaum, der an der Straße stand spendete etwas Schatten. Der Wind wehte leise und nur schwach durch die Blätter und löste ein leises Rascheln aus, welches auf mich beruhigend wirkte. Über mir strahlte keine Sonne. Nein, im Gegenteil, die dicken Wolken von vorhin waren inzwischen über mir und schon fielen die ersten Regentropfen. Langsam tat ich einen Schritt nach vorne, als mich Alina’s Hand von hinten packte. Auf der Stelle blieb ich stehen und starrte entschlossen auf die Gleise. „Warte bis ein Zug kommt! Sonst ist es ja keine richtige Aufgabe!“ flüsterte sie mir leise ins Ohr und augenblicklich drehte ich mich erschrocken zu ihnen um. Ich sollte mich vor einen Zug werfen. Nein, das würde ich nicht tun! Doch schon packten mich ihre Handgelenke und trieben mich immer näher an den Bahnübergang. Die drei Zicken waren stark und so konnte ich nichts weiter tun als zu schreien und versuchen meine Arme zu befreien. Ein starker Windstoß erschien und gelähmt vor Angst schloss ich meine Augen. Dann… Ein Moment der Schwerelosigkeit. Schließlich spürte ich, wie das kalte Metall meine Hüfte berührte und mir sämtliche Knochen brach. Ich spürte wie mir Blut die Beine hinunterfloss und vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich war allein. Nur noch der Zug, dessen Metall mich immer heftiger Zittern ließ, war da. Mehr nicht. Auch der Himmel über mir und die Feldern und Wiesen neben mir, waren inzwischen verschwunden. Ich war verlassen. „Hätte ich es doch nur nicht getan. Das waren keine Freunde..“ dachte ich und weinte hemmungslos. Langsam aber sicher, bremste der Zug. Der Zugfahrer hatte mich bemerkt, doch es war zu spät. Ich spürte bereits, wie mein Herz langsamer wurde und jeder Atemzug mich eine enorme Kraft kostete. Wieder schloss ich meine Augen und als ich sie das nächste Mal öffnete, sah ich ein helles Licht. All der Schmerz war verschwunden und nur noch ein Gefühl voller Glück war geblieben. Vor mir stand meine Mutter, ihre schwarzen Haare fielen ihr locker über die Schultern und umspielten ich dunkles Gesicht. Sie schüttelte den Kopf und betrachtete mich mit traurigem Blick. „Es tut mir leid. Ich hätte dich besser beschützen sollen!“ schluchzte sie und erst da begriff ich: Ich war tot. Genauso wie meine Mutter.